HGF

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Was ist HGF

HGF (head gasket failure) ist das Versagen der Zylinderkopfdichtung (ZKD). Dieser Defekt kann prinzipiell bei jedem Motor auftreten, bei dem eine ZKD verbaut ist.

Die ZKD hat die Aufgabe den Zylinderkopf mit dem Motorblock zu verbinden und dabei Ölkreislauf, Kühlwasserkreislauf und Brennraum voneinander zu trennen. Da die ZKD extremen Temperatur- und Druckschwankungen ausgesetzt ist, ist diese Aufgabe anspruchsvoller, als es auf den ersten Blick scheint.

Beim Rover K trat eine defekte ZKD überdurchschnittlich häufig auf, wenn man alle Fahrzeuge (Rover, Landrover, MG...) betrachtet, in denen dieser Motor verwendet wurde. Während der langen Produktionszeit des Rover K von 1989 bis 2005 waren besonders die Motoren aus dem Produktionszeitraum 1994 - 1997 anfällig für HGF. Hauptgrund ist vermutlich, dass ab Mitte 1994 bis 1997 eine geänderte Ausführung der SLS-ZKD verwendet wurde.

Verteilung des Baujahrs des Motor von 200 MGF mit HGF

2002 wurde eine Statistik erstellt, die 200 Fälle von HGF beim MG-F auswertet (siehe Bild rechts). Die Geringe Anzahl an HGF in 1995 liegt daran, dass die Produktion in diesem Jahr erst anlief und nur ~2300 Fahrzeuge produziert wurden. 1996 waren es ~15000 und 1997 ~13000. Das durchschnittliche Alter der Autos beim ersten HGF lag bei 2,5 Jahren. Nach Baujahr 1999 nahm die Häufigkeit von HGF deutlich ab. Andere Quellen behaupten, dass ab 2001 die Häufigkeit wegen nachlassender Gussqualität wieder zugenommen hat. Statistische Belege hierfür gibt es leider nicht.

In der Elise tritt HGF seltener auf, als dies z. B. bei den Rover 200 oder Land Rover Freelander vorkam[1]. Das mag vor allem am selteneren Einsatz bei sehr kalten Temperaturen und weniger Kurzstreckenverkehr liegen. Von diversen Quellen wird auch behauptet, dass Lotus speziell selektierte Motoren von Rover erhielt, die weniger anfällig für HGF waren. Belege hierfür gibt es nicht.

Versagt die ZKD, kann:

  • Kühlwasser ins Öl gelangen
  • Öl ins Kühlwasser gelangen
  • Kühlwasser in den Brennraum gelangen
  • Öl in den Brennraum gelangen
  • das Verbrennungsgas an die Umgebungsluft dringen
  • das Verbrennungsgas in das Wasser oder Öl gelangen

Ursachen für HGF beim Rover K

Eine eindeutige Ursache oder einen eindeutigen Konstruktionsmangel für das überdurchschnittlich häufige Auftreten von HGF beim Rover K gibt es nicht. Ursache ist vielmehr das komplexe Zusammenspiel mehrerer Bauteile.

Weiterführende Literatur hierzu:


Komponenten oder Faktoren, die mit HGF in Verbindung gebracht werden:

  • Material und Art der ZKD
  • Gussfehler (Lunker) im Zylinderkopf
  • Annealing (weichwerden des Aluminiums des Zylinderkopfs durch zu hohe Temperaturen. Die Feuerringe drücken sich dann in den Zylinderkopf.)
  • Passstifte, die Kopf und Block verbinden (gab es aus Metall und Kunststoff)
  • Betriebstemperatur und Kühlsystem
  • Verwindung des Blocks und Kopf und Ölleiter
  • Öltemperatur und -druck

Wie erkennt man HGF

Anzeichen für HGF sind:

Am häufigsten:

  • hellbrauner öliger Schleim/Schaum im Kühlwasserausgleichsbehälter - in der Szene auch "Mayo" oder "Cappuccino" genannt - verursacht durch Öl im Kühlwasser

Häufig:

  • Kühlwasser tritt an der Verbindung von Motorblock und Zylinderkopf aus
  • fehlendes Kühlwasser ohne Leck (Kühlwasser geht über den Verbrennungsraum oder das Öl verloren oder läuft zwischen Kopf und block aus) - Hinweis: Anmerkung zum Kühlmittelstand beachten
  • hellbrauner Schlamm oder Schaum am Öldeckel (Wasser gelangt ins Öl) - ACHTUNG: dies kann auch durch permanenten Kurzstreckenbetrieb passieren, bei dem der Motor über einen längeren Zeitraum nicht warm genug wird

Selten:

  • weißer oder blauer Rauch in den Abgasen (Öl oder Wasser gelangen in den Brennraum)
  • Dampfaustritt am Deckel des Kühlwasserausgleichsbehälter (im Deckel sitzt ein Überdruckventil) (Verbrennungsgas gelangt ins Wasser)
  • Rauchentwicklung im Motorraum (Verbrennungsgas dringt an die Umgebungsluft)
  • starker Benzingeruch im Öl (Verbrennungsgase gelangen ins Öl) - ACHTUNG: kann auch durch defekte Kolbenringe verursacht werden. Leichter Benzingeruch ist normal, da der Ventildeckel in den Ansaugkrümmer entlüftet und durch minimal Benzindampf in den Ölkreislauf gerät.
  • schnell steigende Wassertemperatur bei hohen Drehzahlen (von 80 °C auf über 100 °C innerhalb weniger Sekunden) durch Verbrennungsgase, die in das Kühlsystem gelangen


Wichtig: die oben beschriebenen Symptome können z. T. nicht nur durch HGF, sondern auch durch andere Fehler verursacht werden, wie:

  • andere defekte Dichtungen (z. B. Ventilschaft)
  • Undichtigkeit bei wassergekühltem Ölkühler
  • Risse in Kühlschläuchen oder -leitungen; defekte Schlauchschellen
  • Risse in einer Laufbuchse, im Kopf oder Block
  • Annealing (Weichwerden) des Blocks oder Kopfes
  • defektes Überdruckventil im Deckel des Kühlwasserausgleichsbehälter
  • defekte Kolbenringe

Verhalten bei HGF

Nach den ersten Anzeichen eines HGF sollte man nicht mehr weiterfahren. Es ist schon häufiger vorgekommen, dass die Zylinderkopfdichtung zuerst nur einen kleinen Defekt, bzw. eine kleine Undichtigkeit hatte, es nach ein paar Wochen Weiterbetrieb aber relativ plötzlich zu einem größeren Versagen der ZKD kam und der Motor schlagartig große Mengen Kühlwasser verloren oder Öl in Kühlwasser gelangt sind, mit meist resultierendem Totalschaden des Zylinderkopfes oder gesamten Motors. Werden die Anzeichen für HGF früh bemerkt und der Motor sofort repariert, kommt es in der Regel zu keinen Folgeschäden oder Beeinträchtigungen im Weiterbetrieb.

Wie behebt man HGF

Ist es zu HGF gekommen, muss der Zylinderkopf abgenommen werden und die ZKD getauscht werden. Zur Reparatur sollte ausschließlich die MLS- oder N-Serie-Zylinderkopfdichtung verwendet werden und nicht die günstigere SLS-Zylinderkopfdichtung.

Normalerweise kommt es zu keinen Folgeschäden. In selten Fällen können durch HGF aber weitere Komponenten, wie der Kat oder Zylinderkopf beschädigt werden. Außerdem kann HGF auch durch einen defekten Zylinderkopf (Annealing verursacht werden. Annealing erkennt man meist daran, dass die Flammringe der ZKD sich sehr deutlich in den Zylinderkopf gedrückt haben und sich auf der heißeren Seite der Auslassventile tiefer eingedrückt haben, als auf der Seite der Einlassventile. Um Annealing eindeutig bestimmen zu können, muss ein Härteprüfung des Zylinderkopfs durchgeführt werden. Wenn der Kopf starkes Annealing (Brinell-Härte kleiner als 100) aufweist, sollte er getauscht werden. Bei leichtem Annealing kann er u. U. noch gerettet werden, indem man eine Schicht abfräst und stattdessen einen Edelstahl-Shim aufklebt.

Wie vermeidet man HGF

Am wichtigsten ist ein schonender Umgang mit dem Motor. Schonender Umgang heißt:

  • Maximaldrehzahl und Belastung der Öltemperatur anpassen

Für den Rover K gilt als Näherung dieser Zusammenhang zwischen Öltemperatur und Maximaldrehzahl bei Verwendung von vollsynthetischem Öl:
Rpm over oiltemp.gif

Unterhalb der optimalen Betriebstemperatur des Öls von 80 °C sollten außerdem schnelle Drehzahlwechsel vermieden werden.
Ist keine Öltemperaturanzeige verbaut, kann man schätzungsweise davon ausgehen, dass sich das Öl nur halb so schnell erwärmt wie das Kühlwasser.

  • Motor nach einer Phase mit sehr hoher Belastung nicht sofort abstellen, sondern erst bei niedriger Drehzahl etwas abkühlen lassen.
  • Motor bei sehr niedrigen Temperaturen nicht über längere Zeit im Leerlauf betreiben


Technisch verringern folgende Modifikationen das Risiko von HGF beim Rover K in der Elise (Erfahrungswerte auf dem MG-F lassen sich übertragen):




1. Des Hamill hat diverse Statistiken ausgewertet und kam zu dem Ergebnis, dass z. B. im Rover 214 in den ersten 10 Jahren 100 % der Motoren entweder 100.000 Meilen gar nicht erreichten oder wenn sie 100.000 Meilen erreichten, allesamt mindestens einmal HGF hatten. Von der Elise sind hingegen Fahrzeuge bekannt, die mehr als 100.000 Meilen mit der original ZKD erreicht haben.